Seit einigen Monaten gehe ich mit meinem Mann in die Tanzschule um Salsa tanzen zu lernen. In den ersten Stunden haben wir, jeder für sich, einzelne Schritte und später auch Schrittkombinationen gelernt. Dann haben wir gelernt, als Paar miteinander zu tanzen. Bei der Menge der Schritte und Kombinationen kommt die Kopf-Fuß-Koordination schon mal durcheinander.
Der nächste Entwicklungsschritt hieß: Tanzen mit einem „fremden“ Tanzpartner. Der Tanzlehrer hinter uns: „Den Arm höher halten, den Schritt kleiner machen, erst auf 5 und nicht schon auf 3 mit der Drehung beginnen, . . . . “ Oh, doch so viel, was ich noch nicht richtig mache.
Der Spaß ließ nach, ich fühlte mich unter Druck
Nach der anfänglichen Begeisterung ließ der Spaß irgendwann nach und ich fühlte mich, gerade wenn ich nicht mit meinem Mann tanzte, unter Druck. Als Coach habe ich gelernt mich zu reflektieren und zu fragen, warum ist das denn so?
Das folgende ging in meinem Kopf vor sich:
Ich gehe in die Tanzschule um zu zeigen, dass ich richtig tanzen kann.
Ist ja total doof, wenn mein „fremder“ Tanzpartner merkt, dass ich die neueste Figur nicht tanzen kann oder mir die aus der letzten Stunde nicht gemerkt habe. Ganz doof, wenn der Tanzlehrer mich korrigiert. Ich habe die Schrittkombination vergessen, ich mache Fehler und ich bin keine gute Tanzpartnerin. Mein Tanzpartner ist bestimmt genervt von mir.
Ich habe meine eigenen Erwartungen an mich verändert
Meine Tanzpartner sind schon einige Monate länger in der Tanzschule. Für sie sind die Figuren nicht neu, sie hatten schon deutlich mehr Zeit zum üben. Und sie sind sehr gern bereit, mit mir als Neuling die Schritte gemeinsam zu wiederholen. „Ich habe die Figur nicht verstanden. Kannst Du sie mit mir so lange üben, bis meine Beine in die richtige Richtung laufen?“
Seitdem habe ich wieder richtig Spaß. Ich kann mich auf meinen Tanzpartner einlassen, mein bestes tun. Ihn bitten, mit mir die Figur noch mal zu tanzen. Über die Fehler zu lachen. Die Arme noch ein wenig länger verknotet lassen 🙂 Das was ich gern mache, kann ich mit Spaß noch besser machen. Ich kann akzeptieren, dass ich nicht perfekt sein muss, dass ich Fehler machen darf und ich bekomme Hilfe.
Seitdem gehe ich in die Tanzschule um tanzen zu lernen und Spaß zu haben!
Ich wünsche Euch viel Spaß und eigene Erfahrungen.
Eure Annette Berger