Paul Langnase fährt seinen kleinen roten Projektflitzer in die Werkstatt. Wir stellen ihn gleich auf die Hebebühne. Da ist er erst mal sicher. Paul ist verärgert und vermutet einen großen Schaden am Fahrwerk.
Aber erst einmal trinkt er in Ruhe einen Kaffee. Dann erzählt er mir die ganze Geschichte.
Der rote Flitzer lief immer gut, alle waren stolz auf den kleinen schicken Wagen. Der Kunde und auch die Lieferanten kamen gern vorbei und sind mitgefahren. Alle hatten gemeinsam Spaß. Irgendwann gab es mal Ärger, aber das war nichts Aufregendes.
Und seitdem ist der rote Flitzer oft ohne die Teammitglieder unterwegs. Biegt einfach ab, wo er will. Ist manchmal im Maisfeld unterwegs. Da ist es für alle besonders schwierig ihn zu finden und auf die Straße zurück zu bringen. Und bei der nächsten Gelegenheit, ob an der Ampel oder auf der freien Strecke biegt er einfach ab, wie er gerade will. Alle sind komplett müde und fertig, nachdem sie den Kleinen mal wieder aus dem Maisfeld gezogen haben. Paul ist beinahe verzweifelt. Es tut ihm leid, sein Team so zu sehen und nicht mehr zu wissen, was er noch machen kann.
Er hat selbst schon alles probiert um sein Team zu schützen. Er hat schon das Lenkrad und das Lenkgetriebe geprüft, gemeinsam haben sie die Spur eingestellt. Nichts hat zu einer langfristigen Verbesserung geführt. Jetzt vermutet er, dass das Fahrwerk gebrochen ist. Um das zu reparieren muss der rote Flitzer heute in die Werkstatt. In Zukunft soll er wieder selbstständig auf der festgelegten Strecke von A nach B fahren und abwechselnd den Kunden oder das Team mitnehmen. Bei Staus oder Umleitungen muss er sofort das Team über die geänderte Route informieren.
Paul gibt den Flitzer ungern vollständig aus den Händen. Deswegen hat er sich für meine Projektwerkstatt entschieden. Hier kann er mit meiner Anleitung den Flitzer selbst reparieren. Er kennt ihn schließlich am besten und kann selbst gut mit Werkzeug umgehen. Ausserdem hat er Spaß daran, auch mal was Neues in der Werkstatt auszuprobieren. Und es gibt immer etwas zu lachen.
Der rote Flitzer steht auf der Hebebühne. Wir laufen drum herum und schauen aus unterschiedlichen Perspektiven drauf. Wir prüfen das Fahrwerk, es ist nicht beschädigt. Dafür stellen wir fest, die rote Farbe des Flitzers ist nicht mehr erkennbar. Er ist total verschmutzt. Eine dicke Lehmschicht klebt überall auf dem Auto. Paul sagt, beim letzten „Ausflug“ des Flitzers ins Maisfeld hätte es vorher stark geregnet.
Paul greift sofort zu Eimer, Schwamm und jeder Menge Wasser. Die hartnäckigen Verschmutzungen müssen runter. Jetzt fällt es ihm sozusagen wie Schuppen, oder hier wie Verkrustungen, von den Augen. Ganz klar, der Flitzer konnte nichts mehr sehen. Seine Frontscheibe und die Selbstfahrkamera waren verschmutzt. Er hatte überhaupt keine Orientierung mehr. Deswegen ist er gefahren wie er wollte und abgebogen, wo er glaubte. Das Team hat vom Richtungswechsel auch nichts mitbekommen. Die Blinker waren ja nicht mehr zu erkennen.
Nach 2 Stunden steht ein glänzender roter Flitzer in der Projektwerkstatt. Wir haben zur Vorsorge noch das neueste Update für das Navigationssystem aufgespielt. Für die Selbstfahrkamera gibt’s ein sauberes Tuch, das im Auto bleibt. Damit kann unterwegs schnell für klare Sicht gesorgt werden. Paul hat sich zusätzlich regelmäßige Besuche in der Waschstraße im Kalender vermerkt.
Er ist super froh. Das war wieder eine einfache und schnelle „Reparatur“. Eigentlich war es ja nur eine Putzaktion für seinen roten Flitzer. Er fährt glücklich, zufrieden und beruhigt vom Werkstatthof.
Etwa eine Stunde später, ich schließe gerade für heute das große Werkstatttor zu, hupt es ganz laut hinter mir. Paul fährt mit seinem Team im roten Flitzer vorbei, alle haben Spaß und lachen. Sie rufen mir zu, dass sie in den nächsten Biergarten fahren um den sauberen roten Flitzer zu feiern.
Haben Sie auch Situationen, die Sie gern mal auf die Hebebühne oder auf den Prüfstand stellen wollen? Bei mir sind Sie herzlich willkommen. Vereinbaren Sie hier einen Termin.
Ihre Annette Berger