Wir sind Unternehmer – Teil 1 – Die Rollen des Unternehmers!

Heute geht es um die Rollen des Unternehmers hier im Teil 1 der Geschichten über Unternehmer. Da ich ja nicht nur Projektmanagerin und Coach bin, sondern auch Unternehmerin, werde ich ab sofort auch immer mal einen Einblick in des Leben der Unternehmer gewähren. Also diesesmal keine Geschichte für Projektmanager, sondern eine Geschichte für Unternehmer. Aber wenn wir es mal genau betrachten, ist jeder Unternehmer auch immer ein Stück weit Projektmanager. Damit haben wir schon die erste Rolle des Unternehmers.

Selbständig – Selbst und Ständig

Viele von uns Selbständigen hören ja oft den Spruch: „Ach Sie sind Selbständig, genau dann sind Sie das ja Selbst und ständig.“ Mir persönlich gefällt ja der Spruch gar nicht. Er impliziert, wenn wir alles „selbst machen“ sind wir gut. Und nur wenn wir 24 Stunden, also „ständig“ arbeiten, sind wir gut = erfolgreich.

Wir dürfen uns aber auch Hilfe holen und müssen nicht alles selbst machen. Je älter wir werden, müssen wir auch auf unsere Kraft achten. Wenn wir die 24/7 verwenden, dann sind wir ziemlich bald platt und dann ist gar nichts mehr mit „selbst“ und „ständig“ arbeiten.

Unternehmer – etwas unternehmen

Mir gefällt der Begriff „Unternehmer“ deutlich besser. Es ist mein Unternehmen. Also unternehme ich etwas. Ich stehe nicht still, ich bewege etwas. Ich handle, wirke, gehe vor, manage oder schaffe etwas. Ich hole mir Hilfe und nehme die Hilfe auch an. Es ist ja kein Eingeständnis von Versagen, wenn ich mir für bestimmte Tätigkeiten Unterstützung suche. (Weil ich etwas selbst nicht / noch nicht kann oder es bewusst nicht tun will.) Und ich versuche mir sehr bewusst auch Zeiten zu schaffen, in denen ich nichts unternehme, also mal Urlaub mache. Es braucht Auszeiten und Erholungsphasen um sich und seinen Körper zu regenerieren. Danach kann es ja mit Volldampf weitergehen.

Was gehört nun zu den Rollen des Unternehmers?

Rollen des Unternehmers – Fachmann

Irgendwann sind wir Selbständigen / Unternehmer sehr oft aus der Situation heraus gestartet, dass wir das, was wir fachlich besonders gut können nun eben nicht mehr im Angestelltendasein sondern als Freiberufler, Selbständiger oder Unternehmer tun. Wir sind die Fachkraft für unser Unternehmen. Ich bin zum Beispiel Projektmanagerin und Coach. Da liegen meine fachlichen Schwerpunkte.

Rollen des Unternehmers – Buchhalter

Dann kommt dazu, dass ich monatlich meine Umsatzsteuer ans Finanzamt melden muss. Also übernehme ich, ob ich will oder auch nicht, den Job des Buchhalters. Belege ordnen, sammeln und aufbewahren und eine Einnahmen- und Ausgabenliste führen. Ich schreibe Rechnungen an meine Kunden, prüfe ob das Geld auf dem Geschäftskonto eingegangen ist. Muss vielleicht auch mal eine Mahnung schreiben.

Rollen des Unternehmers – Marketingmensch, Blogger, Mediendesigner und Webseitengestalter

So nun weiß ich, was ich so in meinem Unternehmen tun kann, habe meine Buchhaltung im Griff. Wie schade, dass meine Kunden nicht wissen, dass es mich gibt. Also muss ich auch in die Rolle des Marketingmenschen springen und mich darum kümmern, dass mein Produkt oder meine Dienstleistung unter meinen Kunden bekannt wird. Ich muss verstehen wie Marketing funktioniert, muss Blogbeiträge schreiben (Rolle Blogger) oder Werbetexte und Flyer (Rolle Mediendesigner) gestalten. Meine eigene Webseite mit Inhalten füllen (Rolle Webseitengestalter) und dann muss das Ganze noch in Facebook, Twitter, Xing und Co. verteilt werden. Als Marketingmensch spreche ich meine Kunden freundlich an, unterhalte sie und liefere ihnen interessante Informationen. Dumm nur, wenn dann immer noch keiner etwas kauft.

Rollen des Unternehmers – Verkäufer, Zuhörer, Kundenversteher, Verhandlungstalent

Als Verkäufer muss ich die Produkte meines Unternehmens sehr gut kennen. Ich muss wissen, welche Produkte und Dienstleistungen könnten zu meinem Kunden passen. Also werde ich im Kundengespräch sehr gut zu hören (Zuhörer) und versuchen zu verstehen, wie die Welt meines Kunden aussieht. Zwischen den Zeilen oder Worten verstehen, oft ist es ja ein Symptom was uns der Kunde schildert, was sein tatsächliches Bedürfnis ist (Kundenversteher). Dafür biete ich als Verkäufer ein passendes Produkt oder eine Dienstleistung an. Dann geht es ja auch noch um den Preis. Mein Kunde und ich haben unterschiedliche Vorstellung vom Preis. Hier ist dann auch geschicktes Verhandeln notwendig (Verhandlungstalent).

Rollen des Unternehmers – Finanzverwalter, Investor

Es kommt Geld ins Unternehmen, juhu. Als Finanzverwalter freue ich mich, dass ich auch endlich was zu tun habe. Wo kommt das Geld her, wo geht es hin? Reicht es aus um alle Rechnungen zu bezahlen? Bleibt auch ein Lohn für den Unternehmer übrig? Wie werden Investitionen bezahlt? Gibt es einen „Topf“ in den sofort Rücklagen für die Einkommenssteuer, für Versicherungen und die Altersvorsorge gepackt werden oder für schlechte Zeiten? Und wenn das Geld mal nicht reicht, wer ist da um kurz- oder mittelfristig mit finanziellen Mitteln auszuhelfen? Was der Unternehmer will auch Geld für seinen Urlaub . . . ?

Rollen des Unternehmers – Ideenentwickler, Vordenker, Stratege, Projektmanager

Ein Unternehmen, wenn es mal aufgebaut ist und gut läuft, ist immer von seinem Markt und der Welt um sich herum abhängig. Verändert sich der Markt, sollte ich mein Unternehmen sehr schnell darauf einstellen. Ich brauch den Ideenentwickler in mir, der ganz schnell eine passende neue Perspektive aufzeigt. Vielleicht will ich mein Unternehmen auch schneller voran bringen, mein Vordenker ahnt die Entwicklungen und steht mit Lösungen schon parat, bevor sich der Markt verändert. Mein Stratege zeigt auf, welche Auswirkungen diese Umstellungen auf mein Unternehmen haben und mein Entscheider gibt letztlich die neue Richtung vor. Und wenn es dann losgehen soll mit Veränderungen, krame ich den Projektmanager in mir vor, der die Neugestaltung plant und durchführt. Ist ja mein Fachgebiet. 🙂

Rollen des Unternehmers – Privatmensch

Beinahe hätte ich doch den Privatmensch vergessen. Den Privatmensch, der ja auch noch eine Familie hat und mit den Einnahmen des Unternehmens seinen Lebensunterhalt und den seiner Familie sicherstellt. Der den Feierabend und die Wochenenden genießen möchte. Der mal in den Urlaub fahren möchte. Der das Leben genießen möchte. Und der seine Gesundheit als wichtiges Gut ins Unternehmen einbringt.

Rollen des Unternehmers – Unternehmer, Chef, Entscheider

So jetzt habe ich doch eine ganze Menge Rollen sichtbar gemacht. Ist nur schade, dass die Rollen sich nicht immer einige sind. Hier habe ich ein paar Beispiele für Konflikte:

Der Marketingmensch sagt zum Finanzverwalter: „Wenn ich so viel Werbung machen muss, dann brauche ich auch einen Rechner, der schnell ist, der schnell mit großen Datenmengen in Bildern und Grafiken umgehen kann. Die „alte Möhre“ die ich jetzt habe, ist schon 6 Jahre alt und muss dringend ersetzt werden.“
Finanzverwalter: „Nee, nee, das kannste mal gleich vergessen. Dafür ist dieses Jahr mal überhaupt kein Budget vorhanden.“

Anderes Beispiel:
Es ist Monatsanfang, der Privatmensch in mir sagt: „So ich nehme mir jetzt mal 2 Wochen frei, ich muss dringend meine Akkus auftanken. Ich bin dann mal weg.“
Da meldet sich der Buchhalter: „Stopp, so einfach geht das nicht. Du hast noch keinen Monatsabschluss gemacht. Spätestens am 10. muss die Umsatzsteuervoranmeldung ans Finanzamt raus. Du gehst nirgendwohin!“

Wer trifft denn nun die Entscheidungen, ob es einen neuen PC gibt bzw. freie Urlaubstage anstehen? Hier ist der Unternehmer gefragt. Nur er kann diese Entscheidungen treffen. Er hat das ganze Unternehmen im Blick, er hat den Überblick. Er kann die Auswirkungen und Konsequenzen aller Handlungen und Entscheidungen abschätzen und Prioritäten setzen. Er ist der „Chef“.

Es gibt genau eine Rolle als Unternehmer – oder doch viele mehr?!

Habt Ihr am Anfang auch gedacht: „Na Mensch, es gibt genau eine Rolle als Unternehmer.“ Wenn wir jetzt mal auf den Artikel schauen, ist doch eine beträchtliche Anzahl von Rollen, und zum Teil auch sehr unterschiedlichen Rollen zusammengekommen. Wir könnten noch weiter ins Detail gehen und werden sicher noch einige Rollen mehr entdecken.

Je mehr wir uns bewusst sind, in wie vielen Rollen wir drin stecken, umso klarer können wir die Aufgaben der jeweiligen Rollen ausfüllen. Umso klarer und zielgerichteter können wir handeln. Umso erfolgreicher werden wir sein.

Ich freue mich auf Euren Boxenstopp in meiner Projektwerkstatt
Eure Annette Berger

P.S. Da bleiben aber immer noch einige Fragen offen, zum Beispiel:

  • Wodurch unterscheiden sich die einzelnen Rollen voneinander?
  • Wie kann der Unternehmer all diese Rollen mit Leben füllen?
  • Woran merkt zum Beispiel der Kunde, ob er gerade mit dem Kundenversteher oder mit dem Buchhalter redet?

Und eine wesentliche weitere Frage: Wieso nimmt der Unternehmer all die Unwägbarkeiten seines Vorgehens, seines Unternehmens in Kauf? Was motiviert ihn, sein Unternehmen zu führen?

noch ein P.S. für meine liebe Peergroup:
Vielen Dank für die vergangene gemeinsame Session und dafür, das ich meine neue Rolle nicht nur im Kopf klar habe, sondern Sie auch fühlen kann 🙂 Ihr seid Klasse 🙂

Zu diesem Thema könnt Ihr auch lesen:
Na wenn das mal gut geht – Teil 1 – oder doch mitten im Schlammloch gelandet?
Na wenn das mal gut geht – Teil 2 – oder warum ich mich mit Rollen beschäftige?
Na wenn das mal gut geht – Teil 3 – Ich verhalte mich beim Kunden wie bei meinem Arbeitgeber!
Na wenn das mal gut geht – Teil 4 – Wer hat Angst vorm bösen Rotkäppchen?

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